Das Deutschlandlied, offiziell bekannt als die deutsche Nationalhymne, hat eine lange und bewegte Geschichte. Von 1922 bis 1945 war es die offizielle Hymne Deutschlands, dann von 1950 bis 1990 die Hymne der Bundesrepublik Deutschland und seit 1990 die Hymne des wiedervereinigten Deutschlands. Dieses Lied, dessen Melodie von Joseph Haydn komponiert wurde und dessen Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben stammt, spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Geschichte und Identität. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung des Deutschlandliedes.
Deutschlandlied: Die Entstehung der Melodie
Joseph Haydn und die Kaiserhymne
Die Melodie des Deutschlandliedes wurde 1796 vom österreichischen Komponisten Joseph Haydn komponiert. Sie wurde erstmals 1797 zum Geburtstag des Heiligen Römischen Kaisers Franz II. aufgeführt und trug den Titel „Kaiserhymne“. Die ersten Zeilen lauteten: „Gott erhalte Franz den Kaiser, Unsern guten Kaiser Franz!“. Diese Melodie entwickelte Haydn später in seinem Streichquartett, bekannt als das Kaiserquartett, Op. 76, Nr. 3, weiter.
Die Entwicklung der Melodie
Obwohl sich die Texte mit den Namen der Kaiser änderten, blieb die Melodie in offizieller Nutzung bis zum Zusammenbruch Österreich-Ungarns im Jahr 1918. Die einfache, aber kraftvolle Melodie hatte sich als sehr wirkungsvoll erwiesen und fand schließlich ihren Weg nach Deutschland.
Die Texte von Hoffmann von Fallersleben
Der nationale Aufruf zur Einheit
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, ein nationalistisch gesinnter Dichter und Universitätsprofessor, schrieb 1841 einen neuen Text zur Melodie von Haydn. Sein Lied, das als „Deutschlandlied“ bekannt wurde, rief zur Einheit der vielen zersplitterten deutschen Staaten auf. Die ersten Zeilen des Liedes lauten: „Deutschland, Deutschland über alles, Über alles in der Welt“.
Die Bedeutung des Textes
Hoffmanns Text war ein leidenschaftlicher Aufruf zur nationalen Einheit und wurde schnell populär. Obwohl das Lied zunächst keine offizielle Anerkennung fand, erlangte es im Laufe der Jahre stetig an Bedeutung und Popularität.
Offizielle Anerkennung und Nutzung
Weimarer Republik
Am 11. August 1922 wurde das Deutschlandlied von der Weimarer Republik als offizielle Nationalhymne Deutschlands angenommen. Dies war ein bedeutender Schritt, der das Lied als Symbol der nationalen Einheit und Identität festigte. Die Weimarer Republik wählte insbesondere die erste Strophe als offizielle Hymne.
Drittes Reich und Nachkriegszeit
Während des Dritten Reiches wurde das Deutschlandlied weiterhin als Nationalhymne verwendet, jedoch oft in Verbindung mit dem Horst-Wessel-Lied, einer Parteihymne der NSDAP. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Teilung Deutschlands wurde das Lied zunächst nicht mehr offiziell genutzt.
Bundesrepublik Deutschland
Im Jahr 1950 nahm die Bundesrepublik Deutschland das Deutschlandlied als Nationalhymne an, jedoch wurde fortan nur die dritte Strophe gesungen, um sich von den nationalsozialistischen Konnotationen der ersten Strophe zu distanzieren. Diese Entscheidung trug dazu bei, die Hymne als Symbol der neuen, demokratischen Bundesrepublik zu etablieren.
Wiedervereinigtes Deutschland
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde das Deutschlandlied erneut zur Nationalhymne des vereinten Deutschlands erklärt. Auch hier wird ausschließlich die dritte Strophe gesungen, die Werte wie Einigkeit, Recht und Freiheit betont.
Die dritte Strophe: Ein Symbol für Einigkeit und Freiheit
Der Text der dritten Strophe
Die dritte Strophe des Deutschlandliedes lautet:
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Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand.
Blüh‘ im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!
Bedeutung und Interpretation
Diese Strophe betont die zentralen Werte der deutschen Demokratie: Einigkeit, Recht und Freiheit. Sie ruft die Deutschen dazu auf, gemeinsam für diese Ideale zu arbeiten und sie als Grundlage für das nationale Glück zu betrachten.
Das Deutschlandlied in der modernen Zeit
Kontroversen und Diskussionen
Obwohl das Deutschlandlied heute allgemein akzeptiert ist, gab es im Laufe der Jahre immer wieder Diskussionen über seine Verwendung und die Interpretation der verschiedenen Strophen. Besonders die erste Strophe, die oft mit dem Nationalismus des Dritten Reiches in Verbindung gebracht wird, bleibt umstritten.
Die Rolle der Hymne im heutigen Deutschland
Im modernen Deutschland spielt das Deutschlandlied eine wichtige Rolle bei nationalen und internationalen Veranstaltungen. Es wird bei offiziellen Anlässen, sportlichen Ereignissen und anderen Feierlichkeiten gesungen und dient als Symbol für die Einheit und die demokratischen Werte des Landes.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Warum wird nur die dritte Strophe des Deutschlandliedes gesungen?
Die dritte Strophe wird gesungen, weil sie die Werte Einigkeit, Recht und Freiheit betont und keine nationalistischen oder problematischen Konnotationen hat, wie dies bei der ersten Strophe der Fall ist.
- Wer hat die Melodie des Deutschlandliedes komponiert?
Die Melodie wurde von Joseph Haydn komponiert und ursprünglich als „Kaiserhymne“ für den Heiligen Römischen Kaiser Franz II. verwendet.
- Wann wurde das Deutschlandlied zur Nationalhymne erklärt?
Das Deutschlandlied wurde 1922 von der Weimarer Republik zur Nationalhymne erklärt und 1950 von der Bundesrepublik Deutschland wieder angenommen. Seit der Wiedervereinigung 1990 ist es die Nationalhymne des vereinten Deutschlands.
- Was bedeuten die Worte „Einigkeit und Recht und Freiheit“?
Diese Worte betonen die zentralen Werte der deutschen Demokratie: Einigkeit im Land, Rechtsstaatlichkeit und individuelle Freiheit. Sie sind die Grundlage für das nationale Glück und den Fortschritt.
Fazit
Das Deutschlandlied hat eine lange und komplexe Geschichte, die tief in der deutschen Identität verwurzelt ist. Von seiner Entstehung als „Kaiserhymne“ durch Joseph Haydn bis zur offiziellen Nationalhymne Deutschlands hat dieses Lied viele Wandlungen durchlaufen. Heute steht es als Symbol für die Einheit, das Recht und die Freiheit des modernen Deutschlands. Trotz seiner kontroversen Vergangenheit bleibt das Deutschlandlied ein zentraler Bestandteil der deutschen Kultur und Identität.